Irgendwann kommt jedes Gebäude in die Jahre und muss saniert werden. Das ist nicht nur eine finanzielle Angelegenheit. Eine Sanierung umfasst viele einzelne Maßnahmen, die aufeinander aufbauen und voneinander abhängig sind. Durchdachte Planung ist deshalb unumgänglich.
Es gibt Häuser, die mehrere hundert Jahre alt sind. Viele von ihnen werden immer noch bewohnt. Diese Häuser haben Wind und Wetter getrotzt, Erdbeben und Feuersbrünste überstanden, Krieg und Revolutionen überlebt. Das wäre nicht möglich gewesen, hätten BesitzerInnen und BewohnerInnen nicht laufend in die Erhaltung des Gebäudes investiert. Ein Gebäude in Schuss halten heißt, ständig daran arbeiten.
Ein Gebäude altert nicht gleichmäßig. Manche Materialien verschleißen schneller als andere. Schlecht verarbeitete Teile des Hauses müssen früher repariert oder ersetzt werden. Die Lebensdauer eines Hauses ist zudem von weiteren Faktoren abhängig: von Wetterbedingungen, Klima und Exposition. Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen und UV-Strahlen lassen das Gebäude schneller altern. Auch die Art und die Intensität der Nutzung spielt eine Rolle. Wie oft eine Sanierung oder Modernisierung nötig ist, und welche Teile am dringensten erneuert werden müssen, ist also vom Einzelfall abhängig. Das macht auch die Sanierung anspruchsvoll – ihr muss eine gründliche Analyse des Bestands und eine sinnvolle Planung vorausgehen.
Offensichtliche und verdeckte Mängel
Die Analyse des Gebäudes beginnt mit einer Sichtung relevanter Unterlagen – so kann man sich einen Überblick darüber verschaffen, was bisher saniert wurde, und welche Maßnahmen voraussichtlich in nächster Zeit auf Sie zukommen werden.
Es folgt ein gründlicher Augenschein durch den Eigentümer bzw. die Eigentümerin. Dabei tritt Offensichtliches zutage: ein undichtes Dach, Fenster, die modernen Anforderungen nicht mehr genügen, Feuchtigkeit an Wänden und an der Decke. Andere Schäden sind nicht so offensichtlich. Z.B. Mängel bei Elektrik, Wasserleitungen oder Heizungsanlage. Auch hinter Tapeten und Abdeckungen oder unter Fußböden können Schäden lauern.
Im Zuge einer Begehung lassen sich auch Dinge notieren, die weniger dringlich und im besten Fall nur ästhetischer Natur sind. Diese können – müssen aber nicht – im Zuge einer umfassenden Sanierung geändert werden.
Unverzichtbar ist eine fachliche Energieberatung. Vor allem dann, wenn es um eine energetische Runderneuerung geht. Hier fließen viele Aspekte mit ein, die miteinander vernetzt sind: von den Fenstern über die Fassadendämmung bis zur Heizanlage. Fachliche Beratung – inklusive Information über Fördermöglichkeiten – ist hier unverzichtbar,
Was kommt zuerst?
Den Anlass zu einer Sanierung liefert oft ein offensichtlicher Mangel am Haus, wie ein ein kaputtes Dach oder ein veraltetes Heizsystem. Das kann auch der Anstoß sein, eine umfassender Sanierung in Angriff zu nehmen. Oft aber ist eben dies momentan nicht möglich – aus finanziellen oder anderen Gründen.
Schadensbehebung hat in jedem Fall Vorrang. Nur: Möglicherweise werden damit Fakten geschaffen, die sich mit einer späteren Generalsanierung nicht vereinbaren lassen. Zum Beispiel, weil man beim neu eingedeckten Dach nicht auch gleich entsprechend isoliert hat. Dann ist der energetische Zustand des Hauses schlechter als er eigentlich sein müsste, und eine neue Heizanlage, die ein paar Jahre später notwendig wird, muss größer dimensioniert werden als nötig. Es werden also Fakten geschaffen, die Auswirkungen auf spätere Investitionen haben. Man spricht hier von einem so genannten „Lock-in-Effekt“.
Mit einem Blick auf die durchschnittliche Lebensdauer einzelner Bauteile und einer vorausschauenden Planung lässt sich dieser Lock-in-Effekt oft vermeiden oder zumindest abschätzen. In der Literatur gibt es Richtwerte hierfür, die allerdings oft voneinander abweichen. Zum einen hängt die durchschnittliche Lebensdauer eines Bauteils von dessen Qualität, von der Qualität der verwendeten Materialien und von der Art der handwerklichen Ausführung ab. Sie wird aber auch durch die Exposition des Bauteils, durch die vorherrschende Witterung sowie durch die Intensität und Art der Nutzung beeinflusst. Nicht zuletzt spielt die laufende Instandhaltung und Pflege eine Rolle. Die beispielhaft für einige Bauteile angeführten Werte in der Tabelle auf der folgenden Seite geben nur einen groben Anhaltspunkt wider.
In einigen Fällen bilden Bauteile „Schicksalsgemeinschaften“. So kann ein Massivparkettboden eine „Rest-
lebensdauer“, von mehreren Jahrzehnten haben. Entdeckt man aber, dass die Geschoßdecke beschädigt ist und innerhalb der nächsten Jahre erneurt werden muss, wirkt sich das auch auf die Lebensdauer des Parkettbodens aus. Obwohl durchaus noch brauchbar, wird dessen Restlebensdauer von der maroden Unterkonstruktion bestimmt, auf die er aufgebracht ist. Ähnliche „Schicksalsgemeinschaften“ bilden z.B. die Dacheindeckung und der Dachstuhl.
Die technische Lebensdauer eines Bauteils ist nicht identisch mit seiner wirtschaftlichen Lebensdauer. Diese kann – etwa im Falle einer nicht mehr wirtschaftlichen Heizungsanlage – wesentlich kürzer sein.
Prioritäten setzen
Eine Grundregel der Sanierung lautet: Immer von außen nach innen. Das ist sinnvoll, weil Sanierungsarbeiten voneinander abhängig sind und aufeinander aufbauen. Das heißt: Fassadendämmung und Fenstertausch kommen vor einer neuen Heizungsanlage. Rohrverlegungen erledigt man besser vor einem Innenausbau.
Hat man sich einen Überblick über die notwendigen Sanierungsschritte verschafft, kann man daran gehen, eine nach Priorität geordnete Maßnahmenliste zu erstellen. Diese Liste sollte möglichst detailliert sein und auch berücksichtigen, welche Maßnahmen aufeinander aufbauen. Damit kann man einen ersten Kostenplan erstellen und Kostenvoranschläge einholen.