Biodiversität ist ein Begriff, der immer stärker ins öffentliche Bewusstsein rückt. Gemeint ist: Die natürliche Artenvielfalt unserer Umwelt zu erhalten. Denn die Vielfalt der Natur ist weder unerschöpflich noch ist sie selbstverständlich. Wir sollten auf sie achtgeben und sie pflegen, auch im eigenen Garten
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Besonders augenscheinlich wird die Bedrohung der Artenvielfalt, wenn wir den Rückgang der Insekten betrachten. Insekten sind die artenreichste Klasse der Tiere. Sie sind so gut wie überall anzutreffen und deshalb leicht zu beobachten. Es gibt sehr auffällige Arten unter ihnen, wie glänzende, große Käfer oder bunte Tagfalter, und viele Insekten sind – aus verschiedenen Gründen – Sympathieträger. Darunter die Honigbiene, der blattlausvertilgende Marienkäfer oder bunte Schmetterlinge
Insekten als Bioindikatoren
Bienen, Käfer und Schmetterlinge sind aber nur einige der Arten, deren Rückgang uns Sorgen machen sollte. Sie sind so genannte „Zeigerorganismen“. Eben weil sie so auffälig sind und ihr Verschwinden gut beobachtet werden kann, sind sie ein Indikator dafür, wie es um die Artenvielfalt um die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen generell bestellt ist. Darüber hinaus tragen viele Insekten direkt zum Wohlergehen des Menschen bei: Sie sind unverzichtbar als Bestäuber von Pflanzen, darunter viele Nutzpflanzen, die unsere Nahrungsgrundlage bilden. Sie tragen zur Fruchtbarkeit des Bodens bei und sind als Nahrungsquelle für andere Tiere essentiell.
Vielfalt im Garten
Um dem Schwund der Artenvielfalt entgegenzuwirken, können auch Gartenbesitzer ihren Beitrag leisten. Für die Förderung der Artenvielfalt sind Grünflächen mit ausreichend Nahrung und Nistmöglichkeiten entscheidend. Das lässt sich im eigenen Garten durch die Auswahl geeigneter Pflanzen umsetzen. Dazu gehören vor allem Gewächse, die über einen längeren Zeitraum blühen und reichlich Pollen und Nektar bieten, den Insekten nutzen können. Stark gefüllte Blüten, wie sie beispielsweise bei einigen Zuchtrosen vorkommen, sind ökologisch gesehen weniger wertvoll, da die Staubgefäße durch die üppige Blütenpracht von Bienen, Hummeln und Co. kaum erreichbar sind oder durch Züchtungen sogar ganz fehlen können. Stattdessen sollte man auf ungefüllte Blütenpflanzen zurückgreifen, wie etwa die Wildrose und andere Gehölze sowie Stauden.
Für jeden Geschmack etwas: Auf die Auswahl kommt es an
Es gibt jedoch auch Pflanzen, die nicht wegen ihrer Blüten, sondern anderer Vorzüge ökologisch sehr wertvoll sind, zum Beispiel Gräser. Sie bieten ideale Nistplätze oder dienen selbst als Nahrung. Viele Raupen, wie die des Schachbrettfalters, sind auf Gräser angewiesen, aber auch Heuschreckenarten, wie das große Heupferd, ernähren sich gerne von ihnen. Letztere bedienen sich zudem an Insektenlarven und kleinen Raupenarten, was sie zu Nützlingen im Garten macht. Da nicht alle Insekten die gleichen Pflanzen bevorzugen, ist neben der richtigen Auswahl auch eine große Vielfalt entscheidend.“
Blütenbüffet geschlossen? So soll es nicht sein!
Gerade im Sommer kann das Nektar- und Pollenangebot rapide abnehmen. Wenn die frühblühenden Stauden sowie die Bäume und Sträucher verblüht sind und vielerorts die Rasenflächen regelmäßig abgemäht werden, bleibt oft wenig Buntes und Nützliches für Insekten übrig. Daher ist es umso wichtiger, den Garten das ganze Jahr über mit blühenden Pflanzen zu gestalten. In den heißen Monaten kann Lavendel (Lavandula angustifolia) eine große Hilfe sein. Diese mediterrane Pflanze ist nicht nur an die wärmer und trockener werdenden Sommer angepasst, sondern bietet auch Bienen und Schmetterlingen reichlich Futter – ebenso wie die Sonnenblume (Helianthus annuus), der Echte Quendel (Thymus pulegioides) und viele mehr.
Feinschmecker im Insektenreich
Viele Insekten sind auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert, ohne die ihr Überleben nicht möglich wäre. Ein Paradebeispiel ist die Glockenblumen-Scherenbiene, die exklusiv auf Glockenblumenarten angewiesen ist. Andere heimische Pflanzenarten, die besonders bienenfreundlich sind, sind der Ackerrittersporn (Consolida regalis) oder der Winterling (Eranthis hyemalis). Schmetterlinge hingegen lassen sich gerne auf der schönen Moschusmalve (Malva moschata) oder der Taubenskabiose (Scabiosa
columbaria) nieder, während Schwebfliegen vor allem gelbe Blüten wie die der Sumpfdotterblume (Caltha palustris) bevorzugen, die am Rand des Gartenteichs blüht.
Zeigen Sie ihre „wilde Seite“!
Wer genug Platz im Garten hat, kann auch eine „wilde Ecke“ schaffen – schon ein kleiner Bereich reicht dazu aus. Wichtig ist nur, dass dieser nicht gemäht und nur selten betreten wird, damit sich die Flora und Fauna dort frei entwickeln können. Hier ist eine neue Sicht gefragt, denn einige Pflanzen, die viele eher als „Unkraut“ kennen, sind für Insekten oft eine wahre Delikatesse. Die Brennnessel zum Beispiel dient mehr als dreißig Schmetterlingsraupen als wichtige Nahrungsquelle. Bienen sowie Schmetterlinge sind regelmäßige Besucher von Klee. Darüber hinaus bieten unberührter Boden, ungeschnittene Gewächse und abgestorbene Pflanzenteile ungestörte Nistplätze und Platz zum Überwintern.
Vorsicht vor invasiven Pflanzen!
In einem ausgewogen gestalteten Garten dürfen selbstverständlich auch rein dekorative Pflanzen angebaut werden, die ökologisch wenig nützlich sind. Solange Insekten und andere Tiere genügend Wildpflanzen finden, schaden auch gefüllte Rosen, Pompon-Dahlien oder die exotische Fuchsie nicht. Bei einigen Pflanzen sollte man allerdings aufpassen: Invasive Pflanzen sind ein absolutes No-Go. Darunter versteht man Pflanzen, die bei uns ursprünglich nicht heimisch waren, hier keine wesentlichen ökologischen Gegenspieler haben und sich deshalb ungehemmt ausbreiten können. Diese Pflanzen haben die Eigenschaft, sich auch über die Gartengrenzen hinaus in die freie Natur auszubreiten und die heimische Pflanzenvielfalt zu verdrängen. Besonders hartnäckige invasiven Pflanzen sind unter anderem der Götterbaum oder der Japanische Staudenknöterich oder das indische Springkraut. Besonders unangenehm ist die Heraklesstaude oder Riesen-Bärenklau. Nicht nur, dass sich dieser Doldenblütler explosionsartig verbreitet, seine Pollen sind auch ein Problem für Allergiker. Kommt man mit dem Pflanzensaft des Riesen-Bärenklaus in Kontakt – zum Beispiel weil man ihn mit bloßen Händen ohne Handschuhe ausreißt – führt dies in Kombination mit Sonnenlicht zu schmerzhaften Reaktionen, die einer Verbrennung zweiten Grades entsprechen.n