Öster­reich hat das Glück, über aus­rei­chend sau­be­res Was­ser zu ver­fü­gen. Es muss aber dafür gesorgt wer­den, dass es auch dort ankommt, wo es gebraucht wird. Sorg­falt ist nicht zuletzt auf den „letz­ten Metern“ ange­bracht, bis das Was­ser aus dem Hahn rinnt.

Die Hit­ze­wel­le die­ses Jah­res hat auch den Fokus auf die Qua­li­tät des Trink­was­sers gelegt. Grund­sätz­lich kann davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass die lau­fen­den Qua­li­täts­kon­trol­len in den Was­ser­wer­ken dafür sor­gen, dass Trink­was­ser, das bei den Gebäu­den ankommt, den gesetz­li­chen Vor­ga­ben ent­spricht und für den mensch­li­chen Genuss taug­lich ist. Für die letz­ten Meter, bis das Was­ser im Gebäu­de ver­teilt ist und aus dem Was­ser­hahn kommt, sind Haus­be­sit­zer und Ver­mie­ter ver­ant­wort­lich.

Kalk – Feind der Rohr­lei­tun­gen
Was­ser aus der Lei­tung ist kein rei­nes H2O. Im Unter­schied zu destil­lier­tem Was­ser sind im Trink­was­ser immer auch gelös­te Mine­ral­stof­fe ent­hal­ten – unter ande­rem Kal­zi­um und Magne­si­um. Die­se bil­den schwer lös­li­che Kar­bo­na­te, die sich in Rohr­lei­tun­gen, Arma­tu­ren und Koch­ge­rä­ten abla­gern, z.B. in Kaf­fee­ma­schi­nen und Was­ser­ko­chern. Es ist der soge­nann­te Kes­sel­stein, der nicht nur zu Schä­den an Gerä­ten son­dern auch zu hygie­ni­schen Pro­ble­men füh­ren kann.


Har­tes Was­ser – wei­ches Was­ser
Der Gehalt der Kal­zi­um- und Magne­si­um­io­nen bestimmt die Här­te des Trink­was­sers. Die­se wird in deut­schen Här­te­gra­den (°dH) ange­ge­ben. Was­ser mit bis zu 10 °dH wird in Öster­reich als wei­ches Was­ser bezeich­net. Was­ser mit 14 bis 21 °dH ist har­tes Was­ser. Aus hygie­ni­scher Sicht hat die Was­ser­här­te kei­nen Ein­fluss auf die Trink­was­ser­qua­li­tät, es gibt auch kei­ne Grenz­wer­te für den Kalk­ge­halt. Die Was­ser­här­te kann aber ent­schei­dend für den Genuss sein. Zu har­tes Was­ser beein­träch­tigt den Geschmack von Geträn­ken, die damit zube­rei­tet wer­den. Die idea­le Was­ser­här­te für Kaf­fee und Tee liegt bei maxi­mal 8 bis 10°dH – also im wei­chen bis sehr wei­chen Bereich. Ein wenig ist dies auch abhän­gig von der Kaf­fee- oder Tee­sor­te.

Ent­kal­ken mit Ionen­aus­tau­scher
Um Kes­sel­stein zu ver­mei­den und den Geschmack zu ver­bes­sern, kann es in vie­len Fäl­len sinn­voll sein, har­tes Was­ser zu ent­kal­ken. Eine Metho­de dafür ist der Ionen­aus­tausch. Dabei läuft das Was­ser über ein Ionen­aus­tau­scher­harz; an des­sen Ober­flä­che wer­den Kal­zi­um- und Magne­si­um­io­nen gegen Natri­um­io­nen getauscht. Sol­che Ionen­aus­tau­scher fin­den sich stan­dard­mä­ßig z.B. in Geschirr­spü­lern. Es gibt sie aber auch als Wass­ser­ent­här­tungs­an­la­gen für Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser und Wohn­an­la­gen. In bei­den Fäl­len muss das Ionen­aus­tau­scher­harz nach eini­ger Zeit rege­ne­riert wer­den. Das geschieht mit einer Salz­lö­sung. Die Natri­um­io­nen des Koch­sal­zes set­zen sich am Harz fest und ver­drän­gen die Kal­zi­um- und Magne­si­um­io­nen – das Was­ser wird ent­här­tet. Der Nach­teil an die­ser Metho­de: Über­schüs­si­ge Salz­lö­sung wird ins Kanal­netz gespült, aber das gelös­te Salz wird von den Kläran­lan­gen nicht her­aus­ge­fil­tert. 24.000 Ton­nen Salz wer­den jähr­lich in öster­rei­chi­schen Wohn­ge­bäu­den den Ionen­aus­tau­schern zuge­führt, berich­tet Zoran Jelen, Lei­ter des Was­ser­tech­nik-
bereichs von Techem.

Här­te­st­a­bi­li­sie­rung
Eine wei­te­re Mög­lich­keit, der Ver­kal­kung von Rohr­lei­tun­gen ent­ge­gen­zu­wir­ken, ist die Här­te­st­a­bi­li­sie­rung. Hier wird Kalk nicht aus dem Was­ser ent­fernt, son­dern das im Was­ser ent­hal­te­ne Kal­zi­um und Magne­si­um wird durch Zuga­be von Poly­phos­pha­ten ver­än­dert, sodass es sich nicht an Ober­flä­chen abla­gert, son­dern mit dem Was­ser wei­ter­tans­por­tiert wird. Pro Jahr wer­den in Öster­reich rund 10 Mil­lio­nen Här­te­st­a­bi­li­sa­to­ren benö­tigt.

Che­mie­freie Alter­na­ti­ve
Eine umwelt­freund­li­che­re Metho­de des che­mie­frei­en Kalk­schut­zes hat das Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men WATER­Cryst in Koope­ra­ti­on mit Techem ent­wi­ckelt. Beim BIO­CAT-Ver­fah­ren fließt das Was­ser durch ein Kata­ly­sa­tor-Gra­nu­lat. An des­sen Ober­flä­che docken Cal­ci­um- und Magne­si­um­io­nen an und fügen sich zu klei­nen Kalk­kris­tal­le zusam­men, an denen wie­der­um wei­ter Ionen ando­cken. Ver­gleich­bar ist die­ser Vor­gang mit der Bio­mi­ne­ra­li­sie­rung, die für die Bil­dung von Koral­len­rif­fen im Meer ver­ant­wort­lich ist. Errei­chen die­se Kris­tal­le eine gewis­se Grö­ße, lösen sie sich vom Gra­nu­lat und wer­den mit dem Was­ser aus­ge­spült. Die Andock­stel­len am Kata­ly­sa­tor-Gra­nu­lat wer­den wie­der frei und kön­nen wei­te­re Ionen bin­den. Das Gra­nu­lat wird nur alle fünf Jah­re getauscht, Strom wird ledig­lich für die ther­mi­sche Des­in­fek­ti­on der Anla­ge benö­tigt.

Legio­nel­len als Gesund­heits­ri­si­ko
Kalk­ab­la­ge­run­gen in Roh­ren kön­nen zu Ver­schlam­mung mit Bio­film füh­ren. Das führt nicht nur zu mehr Ener­gie­ver­brauch, es kann auch zu hygie­ni­schen Beein­träch­ti­gun­gen kom­men.
Zu Beginn des Jah­res kam es in Vor­arl­berg zu gehäuf­ten Fäl­len von Infek­tio­nen mit Legio­nel­len. 41 Per­so­nen waren erkrankt und muss­ten teil­wei­se in der Inten­siv­sta­ti­on behan­delt wer­den. Bei der Suche nach den Ursa­chen wur­den in meh­re­ren Pri­vat­haus­hal­ten und Kühl­tür­men Legio­nel­len­ver­kei­mun­gen nach­ge­wie­sen.

Legio­nel­len sind stäb­chen­för­mi­ge Bak­te­ri­en die in der Natur weit ver­brei­tet sind. Im kal­ten Trink­was­ser sind sie im all­ge­mei­nen kein Pro­blem, da sie durch die Magen­säu­re abge­tö­tet wer­den. Zu Infek­tio­nen mit der gefürch­te­ten Legio­närs­krank­heit kommt es, wenn Tröpf­chen des kon­ta­mi­nier­ten Was­sers ein­ge­at­met wer­den; zum Bei­spiel in der Dusche, in schlecht gewar­te­ten Whirl­pools oder in der Auto­wasch­an­la­ge. Auch Gar­ten­er­de kann ein Infek­ti­ons­herd sein.

Legio­nel­len sind tem­pe­ra­tur­emp­find­lich. Unter 20 °C ver­meh­ren sie sich nicht; eine star­ke Ver­meh­rung fin­det erst bei Tem­pe­ra­tu­ren über 25 °C statt. Bei Tem­pe­ra­tu­ren über 55 °C ster­ben die Bak­te­ri­en ab. Ein Grund­satz zur Ver­mei­dung von Legio­nel­len­be­las­tun­gen ist, dass Kalt­was­ser­lei­tun­gen stets unter 25 °C blei­ben. Warm­was­ser soll bei der Ennah­me­stel­le nie weni­ger als 55 °C haben.

Ein Pro­blem im Zusam­men­hang mit Legio­nel­len sind Tot­lei­tun­gen. Die­se ent­ste­hen oft, wenn Gebäu­de umge­baut wer­den und ein­zel­ne Lei­tun­gen nicht mehr gebraucht wer­den aber trotz­dem mit dem Lei­tungs­netz des Gebäu­des in Ver­bin­dung ste­hen. In die­sen Tot­lei­tun­gen steht das Was­ser lan­ge Zeit und bie­tet Legio­nel­len idea­le Lebens­be­din­gun­ge