In Österreich gibt es einen breiten Mix an Energieträgern. Um Wohnungen warm zu halten, verlassen sich Eigentümer und Mieter nach wie vor hauptsächlich auf fossile Brennstoffe. Als Heizsystem der Zukunft wird vor allem die Wärmepumpe eine große Rolle spielen.
Ökologisches Potenzial: verbesserungsfähig. So lautet die Kurzfassung einer umfassenden Analyse zur Wahl der Energieträger im österreichischen Mehrfamilienhaus-Bestand. In Auftrag gegeben wurde die Studie vom Energie- und Gebäudemanagement- Dienstleister Techem. Der jährlich veröffentlichte Techem-Atlas für Energie, Wärme & Wasser bringt konkrete Zahlen zur Wahl von Energieträgern im europäischen Vergleich. Erstmals wurde auch eine umfangreiche Daten-
erhebung zur Wärmeversorgung im österreichischen Mehrfamilienhaus- Bestand durchgeführt. Es wurden Verbrauch sowie Kosten für Heizung und Warmwasser aus rund 250.000 österreichischen Wohnungen in rund 13.000 Mehrfamilienhäusern ausgewertet und mit Daten aus insgesamt neun anderen europäischen Ländern, unter anderem Deutschland, Ungarn und Italien, verglichen.
Österreich heizt immer noch vorwiegend mit fossilen Brennstoffen. 78,4 Prozent der österreichischen Mehrfamilienhäuser heizen mit Erdgas (42,1 Prozent), Heizöl (11,9 Prozent) oder nutzen Strom bzw. Fernwärme aus nicht-erneuerbaren Quellen. Fernwärme – sowohl aus erneuerbaren als auch aus nicht-erneuerbaren Quellen – macht mit insgesamt 38,8 Prozent einen erheblichen Anteil an der Raumwärmebereitstellung in Mehrfamilienhäusern aus. Positiv sticht hervor, dass die Fernwärme in Österreich niedrige Emissionsfaktoren aufweist – was nahelegt, dass für die Erzeugung bereits auf regenerative Komponenten wie beispielsweise Bio-Methan zurückgegriffen wird.
Regionales Ranking und Heizmuster
Betrachtet man die Ergebnisse in den Bundesländern, so zeigen sich deutliche Unterschiede: In Vorarlberg (70,1 Prozent), Wien (62,4 Prozent), im Burgenland (57,1 Prozent) und in Tirol (48,3 Prozent) wird besonders viel Erdgas genutzt, während in der Steiermark (60,8 Prozent), in Oberösterreich (60 Prozent), Kärnten (59,4 Prozent) und Salzburg (48,1 Prozent) die Fernwärme überwiegt. In Niederösterreich sind die Anteile von Erdgas (42,2 Prozent) und Fernwärme (39,9 Prozent) ausgeglichen.
Heizöl kommt vorwiegend noch in Tirol (20,1 Prozent), Kärnten (17 Prozent) und Salzburg (10 Prozent) zum Einsatz, während Holz im Burgenland (14,3 Prozent) und Niederösterreich (11,8 Prozent) eine Rolle spielt. Strom ist – wie auch in der Auswertung für Gesamtösterreich – mit Ausnahme von Wien innerhalb der Bundesländer der am wenigsten genutzte Energieträger.
Gehört die Zukunft der Wärmepumpe?
Techem Austria Geschäftsführer Karl Moll sieht Wärmepumpen als Schlüsselrolle auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung. „30 Prozent der Heizungsanlagen im Gebäudebestand sind bereits heute für Wärmepumpen geeignet, mit Heizkörpertausch sogar 60 Prozent“, so Moll.
Der Heizungs‑, Lüftungs‑, Klima- und Kältetechnik-Anbieter Daikin Österreich sieht in Wärmepumpen ebenfalls großes Potenzial. Mehr als 500.000 österreichische Haushalte nutzen bereits eine Wärmepumpe. Bis 2035 rechnet Daikin mit mehr als einer Million installierter Wärmepumpen in Österreich. Der Markt für Wärmepumpen in Neubau und Renovierung wächst seit 2014 um 17 Prozent pro Jahr. In letzter Zeit war der Markt allerdings rückläufig, was Almir Karagic, Manager Residential bei Daikin Österreich, auf Unsicherheit in Bezug auf Förderungen und auf einen schwächelnden Neubau zurückführt.
36 Prozent des Treibhausgasaustroßes in Österreich ist auf die Nutzung des Gebäudebestandes zurückzuführen, so Karagic. Davon gehen 80 Prozent auf das Konto der Raumwärme, 20 Prozent auf die Warmwasserbereitstellung. Hier sieht Karagic einen großen Hebel, um die Dekorbonisierung weiter voranzutreiben. Vom Gesetzgeber erwartet er vor allem Klarheit und einfache Regeln, um den Heizungstausch unbürokratisch abwickeln zu können.