Es gibt eini­ge Grün­de, die für eine Infra­rot­hei­zung spre­chen: Die Instal­la­ti­on ist ein­fach und güns­tig. Das Prin­zip nutzt Strom effi­zi­ent. Der Nach­teil sind die immer noch hohen Strom­kos­ten. Für eini­ge Situa­tio­nen ist der Ein­satz von Infra­rot-
panee­len den­noch eine Über­le­gung wert.


Hei­zen mit Strom galt bis vor weni­gen Jah­ren als inef­fi­zi­ent und teu­er. Heu­te geht es in Rich­tung „Raus aus Öl und Gas“, und in die­sem Zusam­men­hang kommt auch Strom zur Raum­wär­me­be­rei­tung zu neu­er Rele­vanz. Indi­rekt geschieht dies bei der Wär­me­pum­pe. Sie erzeugt aller­dings kei­ne Wär­me, son­dern holt sie aus der Umwelt. Den Strom benö­tigt die Wär­me­pum­pe, um die­se Wär­me „umzu­schau­feln“. Das heißt: von drau­ßen in die Woh­nung zu trans­fe­rie­ren.

Anders bei „direk­ten“ Elek­tro­hei­zun­gen. Ihr Prin­zip ist sim­pel. Strom fließt durch einen elek­tri­schen Wider­stand und die­ser gibt die Ener­gie in Form von Wär­me und elek­tro­ma­gne­ti­scher Strah­lung ab. Deut­lich wird dies bei der tra­di­tio­nel­len Glüh­lam­pe. Bei einer Glüh­bir­ne fließt Strom durch die Glüh­wen­del, die nichts ande­res ist, als ein elek­tri­scher Wider­stand. Dabei ent­steht einer­seits Strah­lung in Form von Licht. Ande­rer­seits ent­steht auch Wär­me, die wir spü­ren, wenn wir eine Glüh­lam­pe, die schon län­ger in Betrieb ist, anfas­sen.


Unter­schied zwi­schen Kon­vek­ti­on und Strah­lung
Bei einer her­kömm­li­chen elek­tri­schen Kon­vek­ti­ons­hei­zung erwär­men elek­tri­sche Heiz­ele­men­te direkt oder indi­rekt die Raum­luft und umge­ben­de Fest­kör­per. Wir spre­chen von Kon­vek­ti­on und Wär­me­lei­tung. Erwärm­te Luft stiegt nach oben. Unten fließt kal­te Luft nach. Es ent­steht eine Luft­zir­ku­la­ti­on, und der Raum erwärmt sich durch Kon­vek­ti­on.


Nach einem ande­ren Prin­zip arbei­ten Infra­rot­hei­zun­gen. Auch hier fließt Strom durch ein Heiz­ele­ment. Ein gro­ßer Teil wird aber nicht direkt in Wär­me umge­wan­delt, son­dern in elek­tro­ma­gne­ti­sche Strah­lung. Deren Spek­trum liegt unter dem Spek­trum von sicht­ba­rem Licht – das heißt, die Strah­lung ist lang­wel­li­ger. Es han­delt sich um Infra­rot­strah­lung. Die­se hat die Eigen­schaft, dass sie – abhän­gig von der Wel­len­län­ge – in die Haut des mensch­li­chen Kör­pers ein­dringt und dort die Mole­kü­le in Schwin­gung ver­setzt. Das neh­men wir als Wär­me wahr. Auch dann, wenn die Tem­pe­ra­tur der Umge­bungs­luft um eini­ge Grad unter unse­rer Kör­per­tem­pe­ra­tur liegt.


Das hat zur Fol­ge, dass Infra­rot­hei­zun­gen gar nicht so sehr die Luft im Raum erwär­men müs­sen. Sie „erzeu­gen“ Wär­me direkt im mensch­li­chen Kör­per. Dadurch arbei­ten Infra­rot­hei­zun­gen effi­zi­en­ter als elek­tri­sche Kon­vek­ti­ons­hei­zun­gen und haben einen gerin­ge­ren Strom­ver­brauch.


Was sind „ech­te“ Infra­rot­hei­zun­gen?
Jede kon­ven­tio­nel­le Hei­zung erzeugt neben hei­ßer Luft auch Infra­rot­strah­lung. Bei „nor­ma­len“ Heiz­kör­pern sind es 25 bis 30 %. Was eine „ech­te“ Infra­rot­hei­zung aus­macht, wur­de von der Inter­na­tio­nal Elec­tro­tech­ni­cal Com­mis­si­on (IEC) in der Norm IEC 60675–3 fest­ge­legt. Dem­nach muss eine Infra­rot­hei­zung min­des­tens 40 % der zuge­führ­ten elek­tri­schen Ener­gie in Infra­rot­strah­lung umwan­deln. Ab die­ser Schwel­le über­wiegt die Infra­rot­strah­lung sowohl die Wär­me­über­tra­gung durch Kon­vek­ti­on als auch die Wär­me­über­tra­gung durch Wär­me­lei­tung.


Gele­gent­lich ist die Rede von Infra­rot­hei­zun­gen, die angeb­lich einen Wir­kungs­grad von 100 % auf­wei­sen. Das ist einer­seits rich­tig, ande­rer­seits aber falsch und irrele­vant. Rich­tig ist, dass Strom in einem elek­tri­schen Wider­stand immer zu 100 % in Wär­me umge­wan­delt wird. Die Fra­ge ist: Wel­che Form von Wär­me?


Bei Infra­rot­hei­zun­gen ist ent­schei­dend, wel­cher Anteil des elek­tri­schen Stroms in Infra­rot­strah­lung umge­wan­delt wird. Dies wird mit dem Strah­lungs­wir­kungs­grad (radia­ti­on effi­zi­en­cy) beschrie­ben und von der Norm IEC 60675–3 defi­niert. Der Strah­lungs­wir­kungs­grad ist eines der Haupt­kri­te­ri­en bei der Aus­wahl von Infra­rot­hei­zun­gen und soll – wie oben erwähnt – über 40 % lie­gen. In der Pra­xis kön­nen bis zu 90% erreicht wer­den. 100 % sind phy­si­ka­lisch nur für Strah­ler im Vaku­um mög­lich. Zum Ver­gleich: Ein Kachel­ofen hat einen Strah­lungs­wir­kungs­grad von 25 % bis 45 %.


In der Norm IEC 60675–3 wird auch das Mess­ver­fah­ren für die Auf­heiz­zeit der Infra­rot­hei­zung fest­ge­legt. Dies ist das zwei­te wich­ti­ge Qua­li­täts­kri­te­ri­um. Gute Infra­rot­hei­zun­gen schaf­fen Auf­heiz­zei­ten unter fünf Minu­ten, ide­al wären weni­ger als zwei Minu­ten.


Behag­lich­keit ist nicht gleich Raum­tem­pe­ra­tur
Das Emp­fin­den, ob es warm oder kalt ist, resul­tiert aus einer Kom­bi­na­ti­on von Luft­tem­pe­ra­tur und Raum­ober­flä­chen­tem­pe­ra­tur. Kal­te Wän­de füh­ren zu einem Gefühl des Unbe­ha­gens. Das kommt zu einem daher, dass sich die Raum­luft an den Wän­den abkühlt. Es ent­steht ein Luft­zug, der als unan­ge­nehm küh­lend emp­fun­den wird. Zum ande­ren füh­ren kal­te Wän­de zu Strah­lungs­ver­lus­ten bei Per­so­nen, die sich in der Nähe auf­hal­ten. Flä­chen­hei­zun­gen wie es Infra­rot­hei­zun­gen sind, sor­gen für wär­me­re Wän­de und in Fol­ge auch für ein behag­li­che­res Innen­raum­kli­ma. For­schun­gen haben gezeigt, dass mit höhe­ren Raum­flä­chen­tem­pe­ra­tu­ren die Luft­tem­pe­ra­tur im Raum nied­ri­ger gehal­ten wer­den kann, ohne dass ein Ver­lust an Behag­lich­keit statt­fin­det. Wand­hei­zun­gen hel­fen also, Ener­gie zu spa­ren.


Wo setzt man Infra­rot­hei­zun­gen ein?

Infra­rot­hei­zun­gen sind ein­fach zu mon­tie­ren. Man braucht nicht viel mehr als einen Strom­an­schluss und einen Platz an der Wand oder an der Decke, wo die Panee­le mon­tiert wer­den kön­nen. Der Nach­teil liegt im Betrieb: Strom­kos­ten sind meist zu hoch, um sinn­voll ein gan­zes Haus mit Infra­rot­hei­zun­gen zu wär­men. Aber es gibt­Si­tua­tio­nen, wo Infra­rot­hei­zun­gen durch­aus ihren Platz haben.


Sinn­voll sind sie zum Bei­spiel für klei­ne Räu­me, die sel­ten benutzt wer­den. Dort sor­gen Infra­rot­pa­nee­le in kur­zer Zeit für ange­neh­me Wär­me, es genügt, sie für kur­ze Zeit ein­zu­schal­ten.


Infra­rot­hei­zun­gen eige­nen sich auch als Zusatz­hei­zun­gen, zum Bei­spiel in Kom­bi­na­ti­on mit einer Wär­me­pum­pe. An wirk­lich kal­ten Tagen arbei­ten Wär­me­pum­pen wenig effek­tiv. Da hilft es, wenn man mit Infra­rot­hei­zun­gen zusätz­lich Wär­me erzeugt. Da dies meist nur weni­ge Tage im Jahr betrifft, ist der Ein­satz von Infra­rot­hei­zun­gen öko­no­misch vor­teil­haft.


Infra­rot­pa­nee­le hel­fen auch, kal­te Zonen in einem beheiz­ten Raum zu tem­pe­rie­ren. Das ist auch in Hin­blick auf Schim­mel sinn­voll, da war­me Luft, die auf kal­te Ober­flä­chen trifft, kon­den­siert, was das Wachs­tum von Schim­mel begüns­tigt.


Wie setz­te man Infra­rot­hei­zun­gen ein?
Infra­rot­hei­zun­gen haben meist die Form rela­tiv groß­flä­chi­ger Panee­le, die für die Wand- oder Decken­mon­ta­ge gedacht sind. Ide­al ist in den meis­ten Flä­chen die Decken­mon­ta­ge – sofern die sta­ti­schen Gege­ben­hei­ten dies zulas­sen. Dabei ist meist garan­tiert, dass sich die Strah­lung unge­hin­dert im gan­zen Raum aus­brei­ten kann.


Denn Infra­rot­strah­lung ver­hält sich ähn­lich wie Licht (das ja auch nichts wei­ter als elek­tro­ma­gne­ti­sche Strah­lung ist). Sie brei­tet sich solan­ge unge­hin­dert aus, bis sie auf ein Hin­der­nis trifft. Alles, was sich hin­ter die­sem Hin­der­nis befin­det, liegt im Strah­lungs­schat­ten. Man kennt den Effekt von einem Lager­feu­er oder einem offe­nen Kamin in einem kal­ten Raum: Die dem Feu­er zuge­wand­te Kör­per­sei­te wird warm. Die dem Feu­er abge­wand­te Kör­per­sei­te liegt im Strah­lungs­schat­ten, dort ist es spür­bar käl­ter.
Wer­den Infra­rot­pa­nee­le an der Wand mon­tiert, sol­len sie mög­lichst hoch plat­ziert wer­den. Das ist zum einen sinn­voll, weil sie dann über Stüh­le, Ses­sel, Kom­mo­den etc., also über nied­ri­ge Möbel, die einen Strah­lungs­schat­ten wer­fen kön­nen, hin­weg­strah­len. Zum ande­ren wer­den Infra­rot­pa­nee­le im Betrieb heiß. Zwar nicht so heiß, dass man bei kurz­zei­ti­ger Berüh­rung sofort Ver­bren­nun­gen drit­ten Gra­des erlei­det, aber doch heiß genug, dass län­ge­rer Kon­takt schmerz­haft wird. Wer­den die Panee­le in einer Höhe von über 180 cm plat­ziert, ist die Gefahr einer unab­sicht­li­chen Berüh­rung gering.


Nach Mög­lich­keit zu ver­mei­den ist eine Plat­zie­rung an der Wand, die der Fens­ter­front direkt gegen­über liegt. Fens­ter­flä­chen sind käl­ter als die umge­ben­den Wän­de. Befin­den sich Infra­rot­pa­nee­le ihnen gegen­über, kann es zu einer Strah­lungs-Asym­me­trie kom­men; eine Sei­te wird als zu kalt, die ande­re wird als zu heiß emp­fun­den. Es ist der oben beschrie­be­ne Lager­feu­er-Effekt. Spe­zi­ell in Alt­bau­ten ist es bes­ser, die Panee­le neben oder zwi­schen den Fens­tern zu posi­tio­nie­ren.


Die Luft­tem­pe­ra­tur in Räu­men, die mit Infra­rot beheizt wer­den, kann eini­ge Grad unter der „Wohl­fühl­tem­pe­ra­tur“ lie­gen, da die Kör­per der Men­schen im Raum vor allem von der Strah­lung und weni­ger von war­mer Luft erwärmt wer­den. Das macht aber auch die Rege­lung mit­tels her­kömm­li­cher Raum­ther­mo­sta­te kom­pli­zier­ter. Die­se reagie­ren ja auf Raum­wär­me, nicht auf Infra­rot­strah­lung. Die Tem­pe­ra­tur­an­zei­gen sind des­halb irre­füh­rend, und es ist not­wen­dig, das Ther­mo­stat auf die sub­jek­tiv wahr­ge­nom­me­ne Behag­lich­keits­stu­fe ein­zu­stel­len.


Infra­rot­hei­zung pro oder kon­tra? Es kommt auf den Ein­zel­fall an.

Das Tem­pe­rie­ren von Gebäu­den ist ein kom­pli­zier­tes The­ma, bei dem vie­le Varia­blen berück­sich­tigt wer­den müs­sen: Wär­me­däm­mung des Hau­ses, Raum­grö­ße, Nut­zer­ver­hal­ten und vie­les mehr. In man­chen Situa­tio­nen kann eine Infra­rot­hei­zung oder eine Kom­bi­na­ti­on mit Wär­me­pum­pe oder Gas­hei­zung sinn­voll sein. Die Ent­schei­dung ist aber stets im Ein­zel­fall und unter Berück­sich­ti­gung aller Para­me­ter zu tref­fen. Gene­rel­le Aus­sa­gen sind nicht mög­lich.

Tagged